Jean-Pierre Adamian, Transamine S.A.
Jedes Jahr werden weltweit etwa 20 Millionen Tonnen Kupfer aus Minen gewonnen. Etwa 5 Millionen Tonnen stammen zudem aus der Wiederverwertung.
Kupfer ist äusserst vielseitig anwendbar und wird insbesondere in Stromkabeln, für Elektrofahrzeuge, Haushaltsgeräte, im Bau und in der Industrie eingesetzt. Dadurch ist das Metall zum strategischen Element in der Energiewende geworden. Die steigende Nachfrage wird zu einem intensiveren Wettbewerb führen und den Einbezug von neuen Investoren wie Automobilhersteller und Regierungen in Bergbauprojekte mit sich bringen.
Die Festlegung des Handelspreises der von Schmelzwerken hergestellten Kupferkonzentrate ist weltweit einzigartig: er wird im letzten Quartal festgelegt und bildet dann die Referenz für das Folgejahr. Für 70 bis 80% der Handelstransaktionen wird dieser Richtpreis gültig sein; die übrigen werden als Spotgeschäfte bezeichnet.
Die Händler spielen eine zentrale Rolle, um Preisunterschiede auszugleichen, die gewünschte Qualität zu besorgen und termingerechte Lieferungen zu gewährleisten. Auch haben die Händler eine wichtige Finanzierungsfunktion, um die Liquidität der Hersteller sicherzustellen. Darüber hinaus müssen Händler kontinuierlich Risiken und Betriebskosten managen. Händler können sich an Investitionen für den Bergbau beteiligen, die zu wertvollen Produktionssteigerungen führen.
Händler sind zudem für die Mischung von Kupferkonzentraten verantwortlich. Diese ist nämlich entscheidend, um die von den Schmelzwerken geforderten Qualitäten zu gewährleisten. Ein Kupferkonzentrat, das zu viel Blei und Zink enthält, wird mit besserer Qualität vermischt, um die Blei- und Zinkwerte zu reduzieren.
Händler sichern ebenfalls Finanzierungen von Kupfer über die London Metall Exchange, die einen Kassamarkt und einen 3-Monats-Terminmarkt anbietet. Die Preisstruktur kann den Endwert der Kupferladung beeinflussen. Liegt zum Beispiel eine Kupfertransaktion im Cotango, wird der Preis der Kupferladung um die Contango-Prämie reduziert.
Der Handel mit Kupfer ist nicht spekulativ, denn die Händler sind darauf bedacht, Risiken zu minimieren und Preisfluktuationen einzudämmen. Dennoch ist es nicht möglich, alle Risiken vollständig abzudecken. Die Händler müssen immer schnell auf neue Umstände reagieren.
Geopolitik war schon immer ein wichtiger Faktor für Rohstoffhändler, sie gewinnt jedoch noch an grösserer Bedeutung. Händler sind global tätig und müssen sich demnach an globale Veränderungen und Umständen anpassen.
Die kürzlich aufgetretenen Herausforderungen für den Frachtverkehr durch die Angriffe im Roten Meer und die Engpässe im Panamakanal sind ein gutes Beispiel. Viele Handelsströme mussten rasch reorganisiert werden. So wird heute eine Fracht aus Fernost, die ursprünglich für Europa bestimmt war, nun in den Nahen Osten oder nach Indien geliefert, um den Transport durch das Rote Meer zu vermeiden. Gleichzeitig wird die Lieferung mit verfügbaren Rohstoffen ähnlicher Qualität aus Afrika ersetzt. So können Händler die zusätzliche Finanzierungperiode von 45 Tagen vermeiden, die durch eine Umleitung um das Kap der Guten Hoffnung entstanden wäre.