Eglantine Jamet, Gründungspartnerin Artemia Executive
Seit mehreren Jahrzehnten zeigen wissenschaftliche Studien, dass Diversität in Unternehmen einen erheblichen Vorteil für Innovation und Leistung darstellt. Während der Pandemie oder der Finanzkrise von 2008 liess sich eine höhere Krisenresistenz der Unternehmen mit einer durchmischten Führung feststellen. Diese Tatsache veranlasste Christine Lagarde, die damalige Direktorin des IWF, zur Aussage, dass die Situation nicht so gravierend gewesen wäre, wenn «Lehman Brothers» «Lehman Sisters» geheissen hätte.
Mehr Frauen in Führungspositionen zu integrieren ist ein Hebel für die Leistungssteigerung, denn diversere Curriculums und unterschiedliche Erfahrungen erlauben den Organisationen eine offenere Reflexion und beschränken blinde Flecken. Dies gilt ebenso für andere Formen der Diversität, doch Frauen haben einen zusätzlichen Vorteil: Sie stellen die Hälfte der Menschheit dar. In einem Kontext, in dem sich die Unternehmenswelt verändert, von der Umweltkrise bis hin zu tiefgreifenden geopolitischen Spannungen, scheint es von grundlegender Bedeutung zu sein, dass der Wandel durch die gesamte Bevölkerung gedacht und gelebt wird. Auf dem Arbeitsmarkt bilden Frauen zudem den grössten Pool an ungenutzten Talenten, und das in einer Zeit, während der Mangel an qualifiziertem Personal besorgniserregend ist.
Diese Feststellungen und das Bestreben, die Teams und Führungsebenen diverser zu gestalten, gelten auch für den Sektor Rohstoffhandel. Was heute eine Organisation für Frauen, aber auch für viele insbesondere jüngere Männer, attraktiv macht, sind die Sinnhaftigkeit, die Werte, die Work-Life- Balance und eine inklusive Kultur. Dies mag karikaturartig erscheinen, aber es handelt sich um einen Paradigmenwechsel: Die Zeiten, in denen Gehalt und Firmenwagen die Augen der Bewerbenden zum Leuchten brachten, sind vorbei, jetzt geht es um Sinn und Wohlbefinden. Natürlich gibt es Ausnahmen und der internationale Markt funktioniert teilweise anders, doch gerade da müssen die richtigen Fragen gestellt werden. Wenn die Entwicklung des Rohstoffhandels in Verbindung mit dem energetischen und sozialen Wandel erfolgen und ethischer sein soll, ist zweifellos ein neuer Denkansatz nötig. Rohstoffe stehen im Zentrum unseres Lebens, unseres Wohnens, unserer Mobilität. So ist es zentral, diese soziale Dimension zu betonen und den Aufbau einer nachhaltigen Zukunft durch mehr Diversität zu gewährleiten. Es gibt Expertinnen, die sich mit viel Engagement und Leidenschaft für diese Themen einsetzen. Diese müssen die Möglichkeit erhalten, auf der richtigen Ebene einen Beitrag leisten und Teil eines inklusiven Arbeitsplatzes werden zu können. Das bedeutet, dass gewisse Funktions- und Organisationsweisen, die in Stein gemeisselt scheinen, in Frage gestellt werden müssen, genau das bedeutet «im Herzen des Wandels» zu sein!