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Michael Jackisch – Leiter Agrarrohstoffe, BIC-BRED (Schweiz) AG

Kaffee ist einer der wichtigsten Rohstoffe tropischer Herkunft, der von der Schweiz aus gehandelt wird. Nicht alle auf Rohstoffhandel spezialisierten Banken finanzieren den Kaffeehandel. Dies liegt an einzelnen Besonderheiten des Kaffee-Rohstoffs und seiner Logistik.

Erstens gibt es zwei Hauptsorten von Rohkaffee (d.h. nicht geröstete Bohnen): Arabica und Robusta, die beide an den Börsen in New York und London gehandelt werden. Die finanzierenden Banken müssen mit der finanziellen Risikoabsicherung des sehr volatilen Rohkaffeepreises vertraut sein und diese auch tragen können. Das heisst eine im Kaffeehandel tätige Bank muss die Dynamik der Kaffeepreise gut verstehen und Händlern und Partnerbanken mittels allfälligen Nachschusszahlungen die Sicherheit geben, dass die Handelsbank auch bei Marktturbulenzen die Wertschöpfungskette sichert.

Quelle: indexmundi

Zweitens wird Rohkaffee hauptsächlich in 60-kg-Säcken verkauft, die in Containern und nicht über Ladeschiffe verfrachtet werden. Der Wert einer Kaffeesackladung liegt zwischen 100’000 und 500’000 US-Dollar. Die Finanzierung ist deshalb deutlich zeitaufwendiger als die Finanzierung von Getreide- oder Zuckerladungen, die zwischen 2 und 20 Millionen US-Dollar liegen.

Drittens hat der Rohkaffee beim Einkauf im Produktionsland bereits verschiedene Verarbeitungsprozesse erfahren (Nass- oder Trockenmahlen, Trocknen, Sortieren, Mischen, Verpacken etc.). Unsere Finanzierung kann an verschiedenen Etappen der Verarbeitung eintreten, sei es bereits bei der Kaffeemühle oder erst später z. B. während der Inlandverfrachtung zum Verladehafen (hauptsächlich per LKW). Häufig wird der Kaffee auch im Verladehafen gelagert, bevor er in die ganze Welt verschifft wird. Anschliessend kann der Kaffee direkt an einen Käufer (in der Regel eine Rösterei oder ein lokaler Händler/Vertriebshändler) geliefert oder bis zum endgültigen Verkauf gelagert werden. Die finanzierende Bank muss deshalb jeden von ihr finanzierten Lagerbestand, jede Lkw-Ladung und dann jede Kaffeeverfrachtung im Auge behalten, bis ein Verkauf der Ware zustande kommt, der die getätigte Finanzierung zurückzahlt.

Daher müssen im Kaffeehandel tätige Banken ihre Front-, Middle- und Back-Office-Teams stärken, um Risiken zu überwachen und den Kaffeehandelsunternehmen die geeigneten Finanzierungsprodukte und damit zusammenhängende Dienstleistungen (Ausstellung von Akkreditiven, Import- und Exportbankinkasso) zur Verfügung zu stellen.

Zu unseren Kunden gehören Grossunternehmen, KMU und Nischenanbieter, die über alle logistischen Etappen vom Ursprung des Kaffees in Afrika, Süd- und Mittelamerika und Asien bis hin zu den Röstereien unsere Unterstützung beantragen. Im Rohstoffhandel tätige Banken müssen die Finanzierungsstruktur jedes Mal an die Bedürfnisse und das Kreditprofil des jeweiligen Kunden anpassen. BIC-BRED (Schweiz) AG ist daher stets bestrebt, sich an die empfohlenen Leitlinien für Rohstofffinanzierungsbanken in der Schweiz zu halten, die im November 2021 über die Plattform des Verbands SUISSENÉGOCE veröffentlicht wurden.